namenloses Buch

Es ist ein ganz normaler Morgen. Alle sitzen in der Schule und reden. Nur ich rede nicht.
Verschlafen blinzele ich in das helle Lampenlicht und reibe mir die Augen. In der Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum.Das ist nichts ungewöhnliches bei mir, aber dieser Traum war... anders.
„Hey! Aufwachen Frau Schlafmütze!“
Ein rotbrauner Lockenkopf taucht eine Handbreit vor meinem Gesicht auf.
Falls Emma gedacht hat, dass ich mich erschrecke, liegt sie falsch. Ich bleibe einfach weiter sitzen und döse vor mich hin.
„Merle Engel, sofort aufwachen! Hier spricht die Polizei!“
Doch diese Worte wirken genauso wenig wie die anschließenden Kopfnüsse.
Wie sich herausstellt darf ich meinen Kopf noch ein wenig behalten, denn selbst Emma wagt es nicht Frau Meier zu verärgern.
Frau Meier ist die strengste, mieseste, hirnamputierteste Lehrerin die es je gegeben hat. Und das ist eine Meisterleistung. Immerhin gibt es tausende von denen.
Besagte Lehrerin erreicht das Pult, legt ihre Tasche ab und mustert uns aus zusammengekniffenen, eiskalten Augen.
Ich hasse ihre Augen.
Sie sind blassblau und klein, sehen einen kalt an und geben einem das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
Zugegeben, ich mache oft etwas falsch, aber sie sieht ja nicht nur mich so an.
„Guten Morgen, Klasse 7c!“, verkündet sie mit monotoner, gelangweilter Stimme.
„Guten Morgen Frau- SCHEIßE!“
Ich springe auf.
„Wie bitte? Was haben sie gesagt Fräulein Engel?“
Ich missachte sie, wohl wissend, dass sie mir eine saftige Strafe aufbrummen kann.
Gerade noch rechtzeitig erreiche ich das Fenster und sehe wie unser Direx von zwei unfreundlich aussehenden Typen zusammengeschlagen wird.
„Was ist da los?“
Ich halte die Luft an als Finn neben mir ans Fenster tritt. Schnell kneife ich ihm in die rechte Hand, die versucht etwas in meine Hosentasche zu stecken.
Er verzieht kurz das Gesicht, grinst dann aber sofort wieder.
Finn ist mein Erzfeind. Eigentlich finde ich ihn ja gar nicht sooo schlimm, aber wir streiten uns schon seit der 5. Klasse.
„Was ist denn, Kätzchen?“
„Penner!“
Ich wende mich wieder dem Geschehen auf dem Schulhof zu. Frau Meier kommt angestöckelt und folgt unserem Blick.
„Was gibt es denn da zu sehen? Da ist nichts! Aber da ihr meinen Unterricht gestört habt, dürft ihr euch dort unten noch ein wenig umsehen. Genauer gesagt an den Wänden...“
Übersetzt heißt ihr Geschwafel:
Geht hinunter, blamiert euch vor der Klasse und schrubbt euch die Hände an Grafittis wund.
Ich verdrehe die Augen. Diese Typen gingen in aller Ruhe an der leblos daliegenden Gestalt unseres Direktors vorbei.